Sei mal ehrlich! Wie war das, als du das erste Mal bewusst Wildkräuter gegessen hast? War dein erster Impuls vielleicht: „Das schmeckt ja schrecklich!“ oder „Iiiih, wie bitter!“. Du darfst es hier ruhig zugeben, falls es bei dir auch so war ;).
Ich verrate dir jetzt, welche Pflanze genau diese Eindrücke bei mir ausgelöst hat. Es war die Wilde Möhre. Als ich ihre Samen das erste Mal probierte, war ich nicht darauf gefasst, was mich gleich erwarten würde. Es war eine echte Überraschung, aber im negativen Sinn. Auch kann ich dir gestehen, dass noch heute die Wilde Möhre geschmacklich nicht zu meinen Favoriten zählt. Das Schöne ist aber, das ich gelernt habe, diesen Geschmack einzuordnen und mich bewusst darauf einzulassen, sodass ich die Samen dieser Pflanze heute in geringer Dosierung manchmal zum Würzen des ein oder anderen Gemüsegerichts verwende.
Was ich dir damit sagen möchte ist, dass es sich lohnt, sich auf ungewohnte Geschmacksrichtungen einzulassen und sie in ihrer Gesamtheit zu erfassen. Dadurch steht dir letztendlich eine viel größere Bandbreite an Kräutern und Lebensmitteln im Allgemeinen zur Verfügung.
Oft ist es nämlich auch unsere Erwartungshaltung, die uns daran hindert, dass wir uns auf die Wildpflanzen einlassen. Das gilt sowohl für pflanzliche Heilmittel als auch für den Einsatz in der Küche.
Wie oft habe ich schon Ausrufe des Ekels gehört, aber auch enttäuschende Äußerungen erlebt, wie: „Das habe ich mir aber intensiver vorgestellt…“, oder „Das schmeckt ja nach nichts!“.
Neben der Erwartungshaltung ist unser Gaumen natürlich auch durch unsere Ernährung geprägt. Durch das starke Würzen von Gerichten sind wir den natürlichen Geschmack unserer Nahrungsmittel kaum noch gewohnt bzw. empfinden ihn als fade.
Ein paar Tipps, wie du das natürliche Schmecken wieder erlernen und deine Geschmacksknospen resetten kannst, gebe ich dir gern mit auf deine Geschmacksreise:
Sei unvoreingenommen
Meiner Meinung nach ist es am wichtigsten, sich ganz unvoreingenommen an eine neue Pflanze zu wagen. Erwarte nicht, dass der neue Geschmack dem der gezüchteten, überwürzten oder aromatisierten Lebensmitteln und Gerichten entspricht, die du bisher kennst. Lass dich einfach mal überraschen!
Nutze all deine Sinne
- Zerreibe ein Blatt zwischen deinen Fingern und rieche daran. Was kannst du wahrnehmen?
- Probiere von der Pflanze. Was schmeckst du genau?
- Wie ist die Textur?
Verkoste die Pflanzen wie einen Wein. Wenn du einen unangenehmen Geschmack wahrnimmst, dann frag dich, was dich genau daran stört.
Reduziere überwürzte Speisen
Dass wir uns gesund ernähren und so oft es geht, frisch und ausgewogen kochen sollten, brauche ich dir vermutlich nicht zu erzählen. Und dass zu viel Zucker nicht gut für uns ist, wahrscheinlich auch nicht.
Versuche dich einfach wieder an den natürlichen Geschmack heranzutasten, indem du deine Gerichte einfach in Zukunft etwas weniger würzt, als bisher. Das gilt vor allem für Salz. Mir persönlich fällt das nicht immer leicht, da ich den salzigen Geschmack sehr mag. Daher versuche ich, mir meine Tagesdosis abzuwiegen und damit auch auszukommen.
Gewöhne dich langsam daran
Natürlich gibt es Pflanzen, die wir einfach nicht mögen. Und das ist auch ok. Aber gibt den Wildpflanzen trotzdem eine Chance, indem du langsam anfängst, sie in deinen Speiseplan zu integrieren.
Streue sie über Suppen und Eintöpfe, oder verwende sie als Bestandteil in Salaten. Auch in den Smoothie passen sie wunderbar. Sie werden deinen Geschmackshorizont definitiv erweitern.
Versuche einfach mal, dich bei deiner nächsten „Wildkräuterverkostung“ mit allen Sinnen auf die Pflanzen einzulassen. Es lohnt sich auf jeden Fall, diese geschmackliche Entdeckungsreise anzutreten.
Schreibe mir gerne an hallo@heidi-himbeer.de, wie du deine ersten Wildpflanzen empfunden hast bzw. welche Pflanze deine bisher größte geschmackliche Herausforderung war. Ich freue mich, von dir zu hören!